
Die Sonne bruzelt auf mein Haupt, während ich neben Qasim ibn Faik der Straße nahe der Grenze entlangritt. Wir waren Teil eines Stoßtrupps, entsandt, um den Feind aus der Deckung anzugreifen. Laza Tavaria führte uns an und er folgte meinem Rat, sich am Strand östlich des feindlichen Lagers zu sammeln. Gesagt getan erreichten wir nach einem langen Marsch eine Hütte nahe des Meeres und schlichen die Böschung hinauf. Schreie klangen von Süden her, die Tölpel hatten also das Osttor attackiert und nicht die Berge im Westen eingenommen, wie es die Logik geboten hätte. Geduckt beobachteten wir den Einmarsch der Christen in eine fast verlassen zu scheinende Stadt. Angriffsgejole und Begeisterung war von den Truppen zu vernehmen, ungeahnt des raschen Todes.
Ein Pfeil segelte aus einem Turm in die Menge, ein Soldat stürzte zu Boden. Noch ein pfeil, dann mehrere Dutzend, bis sich ein Pfeilregen auf die christlichen Narren legte. Blut floss den Boden entlang und düngte die Pflastersteine. Eingeschlossen in Varanes und wild umherirrend starben Dutzende und Aberdutzende Kameraden, noch mehr wurden verletzt.
Die Cominerische leichte Kavallerie unter Führung Lazas ritt ebenfalls in die Stadt gen der westlichen Anhöhen, ich hingegen blieb stehen. Der Kampf war verloren, es war nur eine Frage der Zeit. Wer auch immer diesen Angriff geplant hatte war wohl eher mit Rasseln und Blumen vertraut als mit wahrhaftigem Stahl. So ritt ich von Dannen, legte Meile um Meile zurück. Doch ich konnte nicht umkehren, meine Kameraden im Stich lassen.
So ritt ich zurück zu einer Stadt, welche von einem Dunst aus dem Gestank toter Männer und Rauch überzogen war. Ein Schütze griff mich an, doch er floh ob meiner Schnelligkeit. Weiter auf den Anhöhen verteidigte ich die Stellung mit meinen kameraden, nicht wissend, dass ich in der Ferne einen Kameraden verwundet hatte in dem Getümmel, welches das Zielen erheblich erschwerte.
Und dann kam er. Ich sah ihn nur aus dem Augenwinkel, ein Pfeil, glühend und blitzschnell. Er bohrte sich in meine Brust, mein Atem entwich und mir wurde schwarz vor Augen. In einem Zelt wachte ich wieder auf, mein Waffenbruder Gunnar kniete neben mir. Er war es, der den Pfeil auf mich schoss, in der Annahme, ich wäre ein Feind.
Doch dieses Missverständnis bedeutet keinen Bruch, nein. Es stärkt das Band zwischen Bruder und Bruder, ein eisernes Band geschmiedet aus dem Blut der Kameraden und dem Blut der Feinde. Ein Band für ein Leben.